Schauen wir mal, wie’s outhgate (2024)

Schauen wir mal, wie’s outhgate (1)

Die Lage am AbendSchauen wir mal, wie’s outhgate

Schauen wir mal, wie’s outhgate (2)

VonOliver Trenkamp

Die drei Fragezeichen heute:

  1. Superreiche in Deutschland – vermögen sie noch mehr?

  2. Fördergeldaffäre – wie müde ist Stark-Watzinger nach dem Chatleck?

  3. EM-Halbfinale – was haben die Engländer gegen den deutschen Schiedsrichter?

1. Viele Nullen

Warum sauertöpfisch dreinblicken, wenn es doch gute Nachrichten gibt? Alles eine Frage der Perspektive, der Einstellung, der Motivation. Mehr wundern, weniger ärgern, würde der Coach raten. Noch schöner: freuen.

Freuen wir uns heute für die Superreichen in Deutschland. Sie haben ihre Finanzvermögen im vergangenen Jahr mit Abstand am meisten steigern können, wie aus dem Global Wealth Report der Boston Consulting Group hervorgeht, der heute erschienen ist. »Demnach legten die Vermögen von Menschen mit mehr als 100 Millionen US-Dollar im vergangenen Jahr um mehr als zehn Prozent zu«, berichtet mein Kollege David Böcking.

Der Studie zufolge gibt es in Deutschland 3300 Superreiche, 300 mehr als im Vorjahr. Dritter Platz hinter den USA (26.000) und China (8300). Was für ein Erfolg! Die Superreichen in Deutschland besitzen knapp 2,1 Billionen US-Dollar und damit 23 Prozent des gesamten Finanzvermögens. So viele Nullen, lasst euch feiern!

Und noch ein Spitzenplatz: Die Vermögensverteilung in Deutschland sei den Autoren zufolge »überdurchschnittlich ungleich«, berichtet David. »Die Berechnungen zeigten, dass sich dieser Trend noch verstärken wird. Die Superreichen vereinen dann etwa 26 Prozent des gesamten Finanzvermögens in Deutschland auf sich.« Wie würde der Coach all die Nicht-Superreichen trösten? Das Geld ist nicht weg, nur woanders.

  • Lesen Sie hier mehr: Superreiche werden noch superreicher

2. Schwach Watzinger

Was denken die Leute über eine Politikerin, einen Politiker? Wie ist die Stimmung im Land? Um das herauszufinden, lassen wir beim SPIEGEL auch Umfragen durchführen. Zweimal im Jahr erscheint dann die Politikertreppe (zuletzt im Juni, angeführt von Verteidigungsminister und SPD-Hoffnung Boris Pistorius). Bildungsministerin und FDP-Frau Bettina Stark-Watzinger landet ebenfalls weit vorn, allerdings in der Kategorie »Diese Politikerin ist mir unbekannt.« (Hier mehr.)

Die Gruppe derer, die den Namen noch nie gehört haben, dürfte aber kleiner werden: Stark-Watzinger taucht wegen der sogenannten Fördergeldaffäre immer wieder in den Schlagzeilen auf. Es steht der Vorwurf im Raum, das Ministerium habe prüfen lassen, ob man politisch unliebsamen Wissenschaftlern das Fördergeld entziehen lassen kann. Seit Wochen geht es hin und her. Die Ministerin ließ eine Staatssekretärin in den vorzeitigen Ruhestand versetzen und hoffte, mit dem Nachfolger die Lage beruhigen zu können: Seit heute ist der frühere Ministerialdirektor Roland Philippi neuer Staatssekretär, ebenfalls Mitglied in der FDP. Einer Partei, die sich als Vorkämpferin für Freiheitsrechte versteht.

»Doch es könnte sein, dass sich die vermeintliche Lösung als Teil des Problems entpuppt«, berichten meine Kolleginnen Deike Diening und Miriam Olbrisch zusammen mit meinem Kollegen Armin Himmelrath. Ihnen liegen interne Chatprotokolle aus dem Ministerium vor, die Philippi als Scharfmacher in der Affäre zeigen. »Als einen, der nichts dagegen hätte, wenn politisch missliebige Wissenschaftler Sorge um ihre Förderung hätten.«

Armin hat den Eindruck, dass die Spitze des Ministeriums immer nur das rausrückt, was sich so gerade eben nicht mehr bestreiten lässt. »Das Haus kommuniziert unbeholfen und schlecht«, sagt er. »Die Chatnachrichten verstärken diesen Eindruck noch.« Und ausgerechnet die Ministerin will nichts von alledem mitbekommen haben? Vielleicht muss man sich den Namen Stark-Watzinger doch nicht mehr lange merken.

  • Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Interne Chats zeigen seltsames Wissenschaftsverständnis von neuem Staatssekretär

3. Zwayer ohne

Das zweite EM-Halbfinale geht am Abend los (hier dann im Liveticker), das erste mit Felix Zwayer als Schiedsrichter. In England wird die Entscheidung für den Deutschen, nun ja, eher kritisch gesehen: »Albtraum«, schreibt die »Sun«. Stürmerikone Gary Lineker fragt: »Wie ist die Uefa darauf gekommen?« Die Uefa selbst hat angekündigt, ihren obersten Aufpasser zum Spiel zu schicken.

»Es ist tatsächlich eine erstaunliche Entscheidung, Zwayer zu nominieren«, findet mein Kollege Jan Göbel. Denn bei der Partie wird es ein brisantes Wiedersehen geben, zwischen Zwayer und dem englischen Superstar Jude Bellingham. Die Vorgeschichte: Bei einem Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München vor drei Jahren spielte Bellingham noch für den BVB – und verlor. Es gab einige mindestens fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen, vom »Kicker« bekam Zwayer damals die Note 5,5.

»Es folgte keine gewöhnliche Kritik an Zwayer, kein Hadern mit dem Regelwerk«, schreibt Jan. »Bellingham sprach Zwayer die wichtigste Eigenschaft ab, die ein Schiedsrichter überhaupt haben kann: seine Glaubwürdigkeit.« Bellingham sagte damals: »Sie geben einem Schiedsrichter, der schon Spiele verschoben hat, das größte Spiel in Deutschland: Was erwarten Sie da?« Bellingham spielte damit auf den Wettskandal von 2005 im deutschen Fußball an.

Entspannter scheint es Englands Trainer zu sehen: »Ich mache mir keine Sorgen darüber, wer der Schiedsrichter sein wird. Er wird auf einem sehr hohen Niveau pfeifen.« Mal sehen, wie’s outhgate.

  • Lesen Sie hier mehr/Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Ein ziemlich heikles Wiedersehen

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Was heute sonst noch wichtig ist

  • Einflussreiche US-Demokratin Nancy Pelosi erhöht den Druck auf Joe Biden: Joe Biden will kämpfen. Trotz der Kritik an seinen jüngsten Auftritten hält der greise Amtsinhaber an seiner Präsidentschaftskandidatur für die US-Demokraten fest. Eine seiner treuesten Unterstützerinnen setzt ihn nun öffentlich unter Druck.

  • Nato hat mit Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine begonnen: Noch in diesem Sommer sollen die Flugzeuge zum Einsatz kommen: Der Transfer von F-16-Kampfjets in die Ukraine hat nach Angaben dreier Nato-Länder begonnen.

  • Schweitzer zum neuen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz gewählt: Alexander Schweitzer tritt nun auch offiziell die Nachfolge von Malu Dreyer als Regierungschef von Rheinland-Pfalz an. Zur Vereidigung gab es ein besonderes Geschenk.

  • Vermieter darf Kaution auch für einen verjährten Schaden einbehalten: Im Streit über einen Schaden in einer Mietwohnung hat der Bundesgerichtshof dem Vermieter recht gegeben. Dieser kann laut dem Urteil die Kaution auch für eigentlich bereits verjährte Schadensforderungen verrechnen.

Was wir heute bei SPIEGEL+ empfehlen

  • Audi-Beschäftigte rebellieren gegen drohende Werksschließung in Brüssel: Die Audi-Arbeitnehmervertreter wehren sich gegen ein mögliches Aus des Brüsseler Werks. Nach SPIEGEL-Informationen haben sie sich am Dienstag gegen das eingeleitete Prüfverfahren gestemmt. Wie geht es dort jetzt weiter?

  • So hat die Hamas den Krieg gegen Israel überlebt: Israel und die Hamas verhandeln wieder. Diesmal scheint ein Waffenstillstand sogar möglich. Der Preis: Die Terrororganisation würde wieder über den Gazastreifen herrschen. Warum es dazu momentan keine Alternative gibt.

  • Warum Geschwister so viel streiten: Meine Kinder zoffen sich ständig. Oft auch um meine Aufmerksamkeit. Als Mutter würde ich gern etwas dagegen tun. Als Schwester weiß ich: Das ist aussichtslos.

Was heute weniger wichtig ist

Waltreise: Die US-Rapperin Cardi B, 31, hat den Geburtstag ihrer Tochter Kulture, 6, im Disneyland Paris gefeiert. Das tat die Künstlerin via Instagram kund. Die Geschwister Wave, 2, und Kalea, 9, durften im Privatjet mit nach Frankreich fliegen, ebenso der Kindsvater Offset, 32, auch Rapper. In der Story sagt sie Sätze wie: »Ist es nicht schön?«.

Mini-Hohlspiegel

Aus der taz: »Luxuslodges sollen die Scheichs empfangen, die zur Wildtierjagd mit klimatisierten Geländewagen einfliegen.«

Hier finden Sie den ganzen Hohlspiegel.

Cartoon des Tages

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Und heute Abend?

Könnten Sie, wenn Sie gar keine Lust auf Fußball haben, eine neue ARD-Doku über Angela Merkel gucken. Die fünf Folgen sind jetzt in der Mediathek zu sehen (ein Zusammenschnitt am 15. Juli im linearen Programm). »Was in der knapp dreistündigen Langfassung – in der Verbindung von Archivaufnahmen, Einschätzungen von Weggefährten und über die Bilder gelegten Merkel-Interviews aus dem Off – besonders gut erkennbar wird, ist das rätselhafte Verhältnis von Omnipräsenz und Undurchsichtigkeit, das Merkels politisches Vermächtnis einzigartig macht«, findet mein Kollege Andreas Bernard. »Eine sehenswerte Dokumentation, die das Kunststück einer diskreten Frau sichtbar macht, die politische Bühne nach 30 Jahren im Rampenlicht als nahezu unbeschriebenes Blatt zu verlassen.« (Hier die ganze Rezension.)

Ich wünsche Ihnen einen unterhaltsamen Abend, ob Sie nun in der Mediathek die Rautetaste drücken oder das Halbfinale streamen. Herzlich

Ihr Oliver Trenkamp, Blattmacher in der Chefredaktion

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